Gaggenauer Tafelverein wählt neues Vorstandsteam / Heinz Adolph wird Stellvertreter

aktuelles neues vorstandsteam

Wechsel an der Vorstandsspitze der Gaggenauer Tafel: Josef Hartmann und Jürgen Schönfuß übergeben ihr Amt an Heinz Adolph und Bernhard Veit (von links). Foto: Regina Frammelsberger

Bei der Mitgliederversammlung des Vereins Murgtal Tafel Gaggenau wurde am Mittwoch eine neue Vorstandsspitze gewählt: Nach zwölf Jahren als Vorsitzender stellte sich Josef Hartmann nicht mehr zur Wahl. Einstimmig wurde Bernhard Veit zum Vorsitzenden gewählt. Auf Jürgen Schönfuß folgt Heinz Adolph als stellvertretender Vorsitzender. Josef Hartmann und Jürgen Schönfuß werden den Verein weiterhin als Beisitzer unterstützen.

"Josef Hartmann hat als Kapitän die Mannschaft mit Herzblut gesteuert."
Bernhard Veit, neuer Tafel-Vorsitzender

Der neue Vorsitzende Veit blickte auf die Arbeit der zwei scheidenden Vorsitzenden zurück und stellte fest, dass sie "immer da und immer aktiv waren". Schönfuß war für ihn der "Herrscher über Fahrpläne und Kühltruhen", Hartmann der "Kapitän, der seine Mannschaft mit Herzblut durch Höhen und Tiefen gesteuert" habe. Veit selbst habe Respekt vor seiner Aufgabe, die er "auf der Basis eines tollen Fundamentes" jedoch gerne annehme. In Anbetracht kommender wirtschaftlicher Probleme, steigender Altersarmut und steigender Kundenzahl baue er auf das Engagement der Mitarbeiter und die Unterstützung der Gaggenauer Bürger und Betriebe. Gleichzeitig stellte Veit klar, dass die Tafel keine staatliche Organisation sei. Für die Grundversorgung der Menschen stellen sie nur ein Zusatzangebot auf die Beine, müssten aber kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Regale frühzeitig leer seien. Dem ehrenamtlichen Engagement seien auch Grenzen gesetzt und weiterhin laute das Motto der Tafel: "Wir helfen so viel wir können."

Im Jahr 2021 waren die Tafeln besonders gefordert. Josef Hartmann erinnerte an die grundsätzliche Idee der Tafel-Läden, deren Zweck es sei, "noch verwendungsfähige Nahrungsmittel und andere Gegenstände des persönlichen Gebrauchs zu sammeln und Bedürftigen zuzuführen". Denn auch in Deutschland gebe es neben einem Überfluss an Lebensmitteln zugleich immer mehr Menschen, die nicht genug hätten, um satt zu werden. Die Tafel schlägt eine Brücke zwischen Mangel und Überfluss und erreicht damit einen doppelten Nutzen: den Dienst am Mitmenschen und den für die Umwelt. Zahlreiche Gaggenauer Läden unterstützen diese Hilfeleistung durch eine regelmäßige Lebensmittelspende: Aldi, Lidl, Edeka, Penny, Rewe und der CAP-Markt in Bad Rotenfels. Aber auch sieben örtliche Bäckereien und eine Metzgerei zählen zu den Lieferanten: Peters gute Backstube, Bäckerei Pfistner, Braun, Häfele, Fischer, Brezels und Liedtke sowie die Metzgerei Krug übergeben dem Tafel-Fahrdienst zweimal pro Woche ihre überschüssigen Waren. Auf diese Art rettete die Gaggenauer Tafel im vergangenen Jahr über 100 Tonnen Lebensmittel. Hinzu kommen private Spender oder Sach-Spenden bei einzelnen Aktionen.

An besonderen Tagen können auch frische Waren an die Bedürftigen verteilt werden. Zum Beispiel erfreuten sich zur Weihnachtszeit über 200 Menschen an einem warmen Gericht von Tonis Pizza Express. Diese große Unterstützung von Geschäften und Firmen aus Gaggenau machte es möglich, dass "wir in einem schwierigen Corona-Jahr stabil für unsere Kunden da sein konnten", stellte Hartmann dankend fest. Er betonte auch die vom Benz-Werk zur Verfügung gestellten, mietfreien Räumlichkeiten und die ebenfalls kostenlose Müll-Entsorgung durch die Firma Hurrle. Schatzmeister Thomas Seifert erläuterte die Gegenüberstellung von Ausgaben und Einnahmen. Insgesamt ergab sich ein Gewinn, mit dem die Tafel laut Seifert "für die Zukunft gut gerüstet" sei. In den nächsten Jahren erwartet Hartmann einen weiteren Anstieg der Bedürftigkeit. Aktuell seien 238 Kunden plus zahlreiche Kinder und Jugendliche als Tafelkunden registriert. Davon sind über 70 neue Flüchtlinge aus der Ukraine; seit längerer Zeit kaufen Syrer, Afghanen und auch zahlreiche deutsche Mitbürger im Schnitt einmal pro Woche Waren aus dem Tafelladen ein.

Oberbürgermeister Christof Florus (Freie Wähler) zeigte sich erstaunt über die Bandbreite der Leistungen und lobte die Arbeit der über 80 Vereinsmitglieder: "Chapeau – das ist Ehrenamt pur!" Florus teilte die Ansicht, dass die finanzielle Lage für die Menschen nicht einfacher werden wird und dankte für die "hervorragende Arbeit", die allen voran Josef Hartmann in seiner zwölfjährigen Vorstandschaft geleistet habe: Den Aufbau eines kleinen Unternehmens durch überzeugende Einstellung und Führungskraft. Hartmann selbst beschrieb den Start mit einem unbekannten Weg, den er mit seinem Team "im Gleichschritt gegangen" sei.

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