Jakob Milich ist ein Mann der ersten Stunde im Gaggenauer Tafelladen / Als technischer Leiter fast täglich in der Sortierstelle
Jakob Milich ist ein viel gefragter Mann an diesem Morgen. In der Sortierstelle der Gaggenauer Tafel sind die Helfer fleißig dabei, die eingehenden Waren für den nachmittäglichen Verkauf vorzubereiten. Milich ist "ein Mann der ersten Stunde". Im Gottesdienst habe er 2008 davon gehört, dass inder Benzstadt ein Tafelladen eingerichtet werden soll. "Da wusste ich, da will ich mithelfen."
"Mit nichts haben wir damals begonnen", erinnert er an die Anfänge in der Bahnhofsstraße, wo er damals zusammen mit zahlreichen Helfern den Laden für seine künftigen Zwecke umgebaut hat. Er nennt beispielhaft die Alterskameraden der Feuerwehr. "Die Möbel haben wir aus Krankenhäusern zusammengesucht und den Laden renoviert. Heute, fünf Jahre später, blickt er auf ein "sehr gut funktionierendes kleines Unternehmen." Stolz ist er auf das gute Warenangebot, dass durch viele bereitwillige Spender in der Region vorgehalten werden könne.
Die technische Leitung obliegt dem 75-Jährigen, der gerade nochmals Opa geworden ist. 2009 habe die Tafel die Räumlichkeiten in der Unimogstraße beziehen können. Auch da war er federführend tätig. Die Arbeit im 13-köpfigen Leitungsteam, dem er angehört, bereite ihm sehr viel Spaß, sagt Milich. Fast jeden Tag sei er in der Sortierstelle anzutreffen, sein Aufgaben- und Verantwortungsbereich ist umfassend: Warenprüfung, das Wachen über die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften und die Personalplanung sin nur drei seiner Tätigkeitsfelder. Er zeigt seine Personaltafel: Sind genug Sortierer und Fahrer da? Wer kann wann nicht oder fällt kurzfristig aus? Milich muss den Überblick behalten. Mehr als 70 Ehrenamtliche zählt die Gaggenauer Tafel, Arbeitskreis im DRK-Ortsverein Gaggenau, derzeit. Auch Milichs Frau Franziska fühlte sich vor fünf Jahren von dem Konzept angesprochen, sie ist als Marktleiterin tätig.
Fast 40 Jahre sei er im "Benz" beschäftigt gewesen, habe immer mit Menschen zu tun gehabt. Das habe ihm mit Eintritt in der Ruhestand gefehlt, erzählt Jakob Milich. Auch deshalb sein Engagement für die Tafel. Und noch einen Beweggrund nennt der Donau-Schwabe: "Als ich nach Deutschland kam, war ich arm und hatte nur einen Koffer. Doch ich durfte in einer sehr guten Zeit leben, ich hatte viel Glück." Einen Teil dieses Glücks möchte er nun zurückgeben. "Es ist traurig, dass es in einer Industrieregion so viele Menschen gibt, die unsere Hilfe benötigen", sagt Milich.
Die Tafel-Kunden kommen von Bischweier bis Forbach, 60 bis 65 seien es pro Einkaufstag. "Wenn ein Kunde kommt und die Hand drückt und sagt: Schön, dass es euch gibt", dann sei das wie ein Lohn für ihn. "Ich habe noch keinen Tag bereut", betont er, denn "die Arbeit hier macht luschdig". Sagt's und führt vom Besprechungsraum zurück zu seinen Kollegen in die Sortierstelle: "Wir sind gut drauf", spricht er auch für die anderen Helfer und lacht.